Warum frisst mein Hund Gras?

Zwischen Instinkt, Ernährung und Verhalten

Grasfressen ist ein Verhalten, das viele Hundehalter bei ihren Vierbeinern beobachten. Doch was steckt dahinter? Ist es ein natürlicher Instinkt, ein Zeichen für gesundheitliche Probleme – oder einfach Langeweile? Schauen wir doch mal warum Hunde Gras fressen, wann es unbedenklich ist und wann du genauer hinschauen solltest.

Die gute Nachricht vorweg: In den meisten Fällen ist Grasfressen bei Hunden harmlos. Dennoch lohnt es sich, genauer hinzuschauen – denn das Verhalten kann verschiedene Ursachen haben.

Warum fressen Hunde Gras? – Die häufigsten Gründe im Überblick

Hunde fressen Gras aus unterschiedlichen Gründen. Oft ist es eine Kombination aus physiologischen, psychologischen oder instinktiven Faktoren.

Mangel an Ballaststoffe: Gras enthält grobe Pflanzenfasern, die die Verdauung anregen können – besonders hilfreich bei Verstopfung.

Nährstoffmangel: Einige Hunde fressen Gras, um einen Mangel an bestimmten Vitaminen oder Mineralstoffen auszugleichen.

Verdauungsprobleme: Manche Hunde fressen Gras, um Erbrechen auszulösen – beispielsweise bei Magenverstimmung oder Übelkeit.

Stress oder Langeweile: Grasfressen kann auch ein Ausdruck von innerer Unruhe oder Unterforderung sein.

Geschmack: Besonders junge, frische Grashalme schmecken vielen Hunden einfach gut.

Fremdkörper im Magen: In seltenen Fällen fressen Hunde Gras, um das Erbrechen eines verschluckten Fremdkörpers zu fördern.

Achtung bei anhaltenden Symptomen
Zeigt dein Hund jedoch zusätzlich Symptome wie Unruhe, vermehrtes Hecheln, häufiges Leerkauen, Erbrechen oder Appetitlosigkeit, kann ein gesundheitliches Problem wie Magenübersäuerung, eine chronische Magenschleimhautentzündung oder Pankreatitis vorliegen. Hier ist es ratsam, eine tierärztliche Abklärung vorzunehmen.

Kann Grasfressen ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme sein?

Oft wird angenommen, dass Hunde Gras fressen, weil ihnen übel ist. Tatsächlich erbrechen jedoch weniger als 25% der Hunde nach dem Grasfressen. In den meisten Fällen steckt also keine akute Erkrankung dahinter.

Die Wissenschaft sagt:

Grasfressen bei Hunden ist meist kein Krankheitszeichen.
Eine der bekanntesten Studien zum Thema wurde 2008 an der University of California durchgeführt. Forscher befragten über 1500 Hundehalter zu dem Grasfressverhalten ihrer Hunde.

Ergebnisse der Studie:

Nur etwa 25 % der Hunde erbrachen nach dem Grasfressen

Rund 10 % zeigten vorher Anzeichen von Unwohlsein.

79% der Hunde fraß Gras ohne erkennbare Beschwerden.

Die Studie zeigt: Grasfressen ist ein weit verbreitetes Verhalten – meist instinktiv aber nicht pathologisch.

Quelle: Sueda, K.L.C., Hart, B.L., & Cliff, K.D. (2008). Characterization of plant eating in dogs. Applied Animal Behaviour Science, 111(1–2), 120–132.

Gras als Hinweis auf einen unausgewogenen Speiseplan?

Ein häufiger, aber oft übersehener Grund: Dein Hund frisst Gras, weil ihm wichtige Ballaststoffe fehlen. Viele Fertigfutter enthalten zu wenig Rohfaser – dabei sind Faserstoffe essenziell für die Darmgesundheit.

Typische Hinweise auf ein unausgewogenes Futter:

Weicher oder unregelmäßiger Kot

häufiges Grasfressen

Blähungen oder Verdauungsprobleme

Gras fressen zur Aufnahme von Ballaststoffen bzw fehlenden Nährstoffen

Was sind Ballaststoffe eigentlich?
Ballaststoffe sind unverdauliche Pflanzenbestandteile, die die Darmmotorik anregen und das Mikrobiom stärken. Sie sorgen für eine gesunde Kotkonsistenz und wirken sich positiv auf die Verdauung aus.

Was du als Halter:in tun kannst

Wenn dein Hund sehr regelmäßig Gras frisst oder du dir unsicher bist, lohnt sich eine Analyse seiner Ernährung und Lebensumstände. Diese Punkte können helfen:

Futteranalyse: Ist die aktuelle Ration bedarfsdeckend? Enthält sie genug Ballaststoffe?

Stresslevel überprüfen: Gibt es Veränderungen im Alltag? Wird der Hund ausreichend beschäftigt?

Beobachtungstagebuch: Notiere, wann dein Hund Gras frisst – so lassen sich Muster erkennen.

Parasitenprophylaxe sicherstellen: Regelmäßige Entwurmung oder Kotkontrolle ist empfehlenswert.

Möchtest du wissen, ob dein Hund optimal versorgt ist?

Dann nutze jetzt unseren Futtercheck oder vereinbare eine individuelle Ernährungsberatung für deinen Hund – ob Welpe, Senior oder mit gesundheitlicher Vorgeschichte.

Instinktives Verhalten: Was sagt die Natur?

Unsere Hunde sind keine reinen Fleischfresser – auch wenn ihr Hauptnahrungsmittel tierischen Ursprungs ist. Ihre wilden Vorfahren, die Wölfe, nehmen bei der Jagd nicht nur Fleisch, sondern auch Mageninhalte ihrer pflanzenfressenden Beute auf. Gras, Samen und Kräuter gehörten also schon immer indirekt zur Nahrung.

Bei bis zu 47 % der Kotproben von Wölfen findet sich pflanzliches Material – vor allem Gras.

Stuhluntersuchungen an Wildhunden zeigen: Auch in der freien Natur wird Gras regelmäßig aufgenommen. Es könnte also schlicht ein angeborenes Verhalten sein – ein Überbleibsel aus Zeiten, in denen der Hund seine Nährstoffe noch aus ganzen Tieren bezog.

Psychologische Ursachen: Stress, Langeweile oder Aufmerksamkeitssuche?

Nicht alle Hunde, die Gras fressen, haben gesundheitliche Beschwerden. Viele Hunde greifen zum nächsten Halm wenn ihnen schlicht langweilig ist – oder wenn sie allein bleiben müssen und eine Beschäftigung suchen.

Auch Stress kann eine Rolle spielen. Besonders sensible oder ängstliche Hunde fressen häufiger Gras als Ventil, ähnlich wie manche Menschen an den Fingernägeln kauen.

Zeigt dein Hund verstärkt dieses Verhalten, wenn er längere Zeit allein ist oder sich unterfordert fühlt, kann das Grasfressen auch ein Ausdruck seelischer Unruhe sein.

Was hilft:

Mentale Auslastung (z. B. Futterspiele, Schnüffelteppich)

Feste Routinen & Ruhephasen

Gassigänge mit Abwechslung

Hundekontakt

Fazit: Grasfressen ist meist kein Grund zur Sorge – aber ein Hinweis

Grasfressen kann viele Ursachen haben – vom natürlichen Instinkt über einen Mangel an Ballaststoffen bis hin zu Stress. Wichtig ist, das Verhalten im Kontext zu betrachten. Mit einer angepassten Ernährung und artgerechter Beschäftigung kannst du deinen Hund unterstützen – und gesundheitliche Ursachen gezielt ausschließen.

Sabine Katzenberger

Hallo, ich bin Sabine, Ernährungsberaterin für Hunde & Katzen und in Ausbildung zur Tierheilpraktikerin

Ich möchte die Gesundheit unserer Hunde & Katzen durch eine ausgewogene Ernährung fördern, ohne mich auf eine spezifische Fütterungsmethode festzulegen.

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