Blasensteine beim Hund: Ernährung gezielt anpassen

Kennst du das? Dein Hund hockt sich alle paar Meter hin, es tröpfelt nur Urin und jeder Gang zum Löseplatz wird zur Qual. In meiner Praxis erlebe ich oft, wie sehr Blasensteine Mensch und Tier belasten. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Ernährung kann man das Risiko drastisch senken – und sogar bestehende Steine auflösen oder zumindest ihr Wachstum stoppen.

Ich zeige dir Schritt für Schritt, worauf es wirklich ankommt: vom idealen Urin‑pH über purinarme Proteinquellen bis hin zu kleinen Tricks, die deine Fellnase zum Trinken animieren. So behältst du die Kontrolle und gibst deinem Hund Lebensqualität zurück.

Was sind Blasensteine überhaupt?

Blasensteine – auch Urolithen genannt – entstehen, wenn sich Mineralien im Urin anreichern, auskristallisieren und nach und nach feste Konkremente bilden. Beim Hund machen drei Steinarten den Löwenanteil aus:

Struvit (Magnesium‑Ammonium‑Phosphat)

Calciumoxalat (CaOx)

Urat

Damit ein Stein wächst, müssen zwei Voraussetzungen zusammenkommen: ein übersättigter Urin und ein passender pH‑Bereich. Das bedeutet: Je stärker man die Mineral­konzentration verdünnt und je gezielter man den pH steuert, desto schlechter sind die Lebensbedingungen für einen Stein.

Typische Symptome bei Blasensteinen beim Hund

Blasensteine kündigen sich selten mit einem lauten Knall an – meist zeigen sich erst feine Warnsignale. Dein Hund versucht immer wieder zu urinieren, bringt dabei aber nur ein paar Tropfen hervor, leckt vermehrt an seiner Genitalregion oder meidet plötzlich lange Spaziergänge. Manche Tiere zeigen Blut im Urin oder pressen schmerzhaft ohne Erfolg. Je früher du diese Zeichen erkennst, desto schneller können Tierarzt und Futterplan eingreifen.

Alarmzeichen früh erkennen

Häufiger Harndrang bei kleiner Urinmenge

Tropfenweiser, eventuell blutiger Urin

Schmerzlaute oder angespannter Rücken beim Urinieren

Häufiges Lecken an Penis oder Vulva

Unruhe, verminderter Appetit

Diagnose & Behandlung beim Tierarzt

Bevor du den Futternapf umstellst, braucht es eine klare Diagnose. Dein Tierarzt untersucht den Urin, setzt Ultraschall oder Röntgen ein und lässt gefundene Steine chemisch analysieren. Je nach Typ folgt die passende Therapie: Struvite lassen sich häufig mit Antibiotika und Ernährungsumstellung auflösen, während Calciumoxalat oder große Konkremente chirurgisch oder per Laserlithotripsie entfernt werden. Das Futter spielt danach eine Schlüsselrolle, um Rückfälle zu verhindern.

Warum Ernährung der zentrale Hebel ist

Der Körper deines Hundes kann Blasensteine nicht einfach „wegtrainieren“. Was er aber täglich neu produziert, ist Urin – und dessen Zusammensetzung wird nahezu komplett vom Futter bestimmt. Genau hier komme ich ins Spiel, denn drei Stellschrauben wirken zusammen:

1. Wasser als natürliches Lösungsmittel

Wasser ist der einfachste „Medikamentenersatz“. Mehr Flüssigkeit bedeutet einen dünneren Urin: Mineralien schwimmen frei, statt sich zu Kristallen zusammenzuschließen. Erhöhe also den Feuchtigkeitsanteil im Futter und biete attraktive Trinkquellen an – so wirkst du der Steinbildung täglich entgegen.

2. Mineralprofil smart steuern

Phosphor und Magnesium reduzieren – das entzieht Struvitsteinen wichtige Bausteine.

Kalzium und Oxalat ausbalancieren – so bleibt kaum Material übrig, aus dem sich Calciumoxalat bilden kann.

Purinarmes Eiweiß wählen – damit entsteht weniger Harnsäure und Uratsteinen fehlt der Nährboden.

3. Urin‑pH gezielt verschieben (KAB)

Über das Verhältnis von basischen (Na, K, Ca, Mg) zu sauren (Cl, P, S) Mineralstoffen formuliere ich das Futter säure‑ oder basenbildend. So machen wir den Urin für bestimmte Kristalle schlicht „unbewohnbar“.

Alle drei Faktoren greifen ineinander. Darum kalkuliere ich jede Ration genau und passe das Rezept so lange an, bis die Werte stabil sind.

Das klingt kompliziert, ist aber praktisch gut umsetzbar, wenn man das Futter detailliert berechnet. Genau hier setze ich in meiner Ernährungsberatung an.

KAB verständlich erklärt

Die Kationen‑Anionen‑Bilanz (KAB) zeigt, ob ein Futter basisch oder sauer wirkt.

Positive KAB (z. B. +20 mmol/100 g TS) – Basen überwiegen, der Urin‑pH steigt (alkalischer).

Negative KAB (z. B. –10 mmol/100 g TS) – Säuren überwiegen, der Urin‑pH sinkt (saurer).

So setze ich die KAB ein: Zuerst bestimme ich den Ziel‑pH für deinen Hund und passe das Rezept anschließend so an, dass die KAB‑Zahl genau in diese Richtung wirkt.

Monitoring: So behältst du den Urin‑pH im Blick

Während meiner Ernährungsberatung behalten wir den Urin‑pH gemeinsam im Blick. Ich erkläre dir präzise, wann und wie gemessen wird, welche Zielbereiche gelten und wie wir die Werte nutzen, um das Rezept Schritt für Schritt zu verfeinern. So weißt du jederzeit, ob die Diät wirkt – ohne dich mit komplizierten Tabellen zu überfordern.

Uratsteine beim Dalmatiner & Co. – warum gerade Dalmatiner so häufig betroffen sind

Dalmatiner besitzen einen genetisch bedingten Urikase‑Defekt: Ihre Leber kann Harnsäure nicht in das besser lösliche Allantoin umwandeln. Dadurch steigt der Harnsäurespiegel im Urin enorm. Kombiniert mit einem tendenziell sauren pH setzt sich Harnsäure als Uratkristall ab – der Grund, warum Dalmatiner gut die Hälfte aller Uratstein‑Fälle stellen.

Purinarme Diät in der Praxis

Mein Ziel bei Uratpatienten: die Purinaufnahme deutlich zu reduzieren, den Urin leicht alkalisch zu halten und gleichzeitig alle essenziellen Aminosäuren sicher abzudecken.

Proteinquelle: Ei, Magerquark und weiße Fischfilets liefern hochwertiges Eiweiß mit extrem wenig Purin.

Kohlenhydrate: Süßkartoffel oder Haferflocken (über Nacht eingeweicht) sorgen für Energie und sättigen, ohne Purinlast.

Fette: Lachsöl liefert Omega‑3‑Fettsäuren und unterstützt die Harnwegsschleimhaut.

Supplemente: Kaliumcitrat hebt den pH; Allopurinol (Tierarzt) hemmt den Abbau von Purinen zu Harnsäure.

Struvit und Calciumoxalat – kurz & knapp

Ob Urat‑, Struvit‑ oder Calciumoxalat‑Steine – alle drei Typen begegnen mir regelmäßig in meiner Beratung.

Struvit‑ und Calciumoxalat‑Steine gehören zu den häufigsten Harnkonkrementen beim Hund, verlangen jedoch völlig unterschiedliche Vorgehensweisen. Struvite bilden sich meist im Zuge einer bakteriellen Blasenentzündung in alkalischem Urin und lassen sich mit passender Ernährung und pH‑Kontrolle oft vollständig auflösen. Calciumoxalat‑Steine entstehen dagegen in eher saurem Milieu, sind infektiös unabhängig und müssen chirurgisch entfernt werden. Mit einer gut abgestimmten Futterzusammensetzung, reichlicher Wasserzufuhr und konsequentem Monitoring kann man Struvite auflösen und gleichzeitig das Risiko für neue CaOx‑Steine deutlich senken.

Struvit

Struvitkristalle entstehen meist in alkalischem Urin und häufig im Zuge einer bakteriellen Blaseninfektion. Therapie­begleitend behalte ich den pH-Wert genau im Blick, erhöhe die Trinkmenge und reduziere Phosphor sowie Magnesium im Futter. Medikamente wie Methionin oder Ammoniumchlorid können helfen, sollten aber nur kurzfristig eingesetzt werden.

Calciumoxalat

CaOx‑Steine wachsen vorzugsweise in leicht saurem Urin und lassen sich nicht diätetisch auflösen – sie müssen chirurgisch entfernt werden. Damit es gar nicht erst so weit kommt, senke ich die Oxalat‑ und Kalziumzufuhr moderat, halte den pH bei ≥ 6,5 und empfehle viel Flüssigkeit sowie regelmäßiges Harnlassen.

Wasseraufnahme clever steigern

Jeder zusätzliche Schluck verdünnt die Mineralien im Urin und spült kristallbildende Stoffe schneller aus der Blase. Statt den Napf einfach nur voller zu machen, setze ich auf kleine Alltags­tricks, die deinen Hund quasi von selbst zum Trinken animieren:

Nassfutteranteil über 70 % – so nimmt dein Hund ganz nebenbei Wasser auf.

Trinkbrunnen – fließendes Wasser animiert zum Schlucken.

salzarme Brühe‑Eiswürfel – gerade im Sommer ein kalorienarmer Snack mit Mehrwert.

Feuchtes Gemüse – Gurke oder Zucchini als Leckerchen.

Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest – und wie du sie vermeidest

Auch der beste Futterplan wirkt nur, wenn du typische Stolperfallen vermeidest. Viele meiner Klienten sind überrascht, wie schnell ein kleiner Ausreißer den Urin‑pH kippen oder die Mineralstoffbilanz sprengen kann. Behalte daher diese Klassiker im Blick – so schützt du deine Fellnase effektiv vor Rückfällen:

Zu wenig Wasser: Trockenfutter ohne Aufquellen erhöht die Kristalllast.

Überschießende Supplemente: Zusätze „auf Verdacht“ können den Urin‑pH ungewollt verschieben.

Unregelmäßige Messungen: Ohne Daten steuerst du blind.

Hauruck‑Diäten: Schnelle Futterwechsel führen zu pH‑Spitzen.

Falsche Proteinquellen: Innereien sind Purinbomben – besonders kritisch für Hunde mit Uratstein‑Risiko (z. B. Dalmatiner).

Snack‑Falle: Kauartikel wie Rinderohren oder Käse schießen Mineralien in die Höhe – lieber purinarme Gemüsesnacks wählen.

Fazit & dein nächster Schritt

Blasensteine sind kein Zufall, sondern eine Frage von Stoffwechsel und Futter. Egal, ob dein Hund aktuell unter schmerzhaften Steinen leidet oder du künftige Rückfälle verhindern möchtest – ein maßgeschneiderter Futterplan macht den Unterschied. In meiner Ernährungsberatung für Hunde mit Vorerkrankungen entwickle ich diesen Plan, stimme ihn auf alle Laborwerte ab und begleite euch, bis der Hund von seinem Futter gesundheitlich profitiert.

Sabine Katzenberger

Hallo, ich bin Sabine, Ernährungsberaterin für Hunde & Katzen und in Ausbildung zur Tierheilpraktikerin

Ich möchte die Gesundheit unserer Hunde & Katzen durch eine ausgewogene Ernährung fördern, ohne mich auf eine spezifische Fütterungsmethode festzulegen.

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