BARF für Hunde: Natürliche Ernährung ohne Risiken?

Viele Hundebesitzer wünschen sich eine möglichst „artgerechte“ Fütterung – mit rohem Fleisch und frischem Gemüse, wie es bei BARF (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter) propagiert wird. Die Vorstellung, unserem vierbeinigen Freund „artgerecht“ und „natürlich“ zu ernähren klingt verlockend. Doch unser Haushund stammt zwar vom Wolf ab, hat sich aber in den letzten Jahrzehnten domestiziert. Viele der Grundbedürfnisse haben sich geändert und auf die verfügbare Nahrung angepasst. Pauschale BARF‑Rezepte erfüllen darum längst nicht immer ihre individuellen Bedürfnisse. Hinzu kommen Stolperfallen wie falsche Nährstoffverhältnisse, bakterielle und parasitäre Gefahren oder gar Verletzungsrisiken durch Knochen.

Ohne fundiertes Wissen können aus guten Absichten ernsthafte Gesundheitsprobleme beim Hund entstehen. Die gute Nachricht vorab: Mit dem richtigen Know‑how lässt sich jeder Hund bedarfsgerecht barfen.

Dein sicherer Weg zu BARF ohne Bauchschmerzen

BARF bietet großartige Chancen, wenn man die Risiken kennt. Standard‑Rezepte die man online findet und DIY‑Ansätze genügen oft nicht, um Keime auszuschließen, Parasiten fernzuhalten und vor Allem um Nährstofflücken zu schließen.

Generell bietet BARF einige Vorteile:

Natürliche Zutaten ohne Zusatzstoffe

Frische statt Fertigfutter aus Großproduktion

Bessere Verträglichkeit bei Allergien oder Unverträglichkeiten

Individuell Anpassbar für Unverträglichkeiten, Allergiker

Die Tücken der Selbstmischung: Nährstoffungleichgewichte

Viele Hundehalter erstellen ihren BARF-Plan mit Informationen aus dem Internet oder nach Kochbüchern. Doch gängige Rezepte erreichen oft nicht die empfohlenen Mindestmengen an Vitaminen und Mineralstoffen. Ein zu hoher Phosphoranteil belastet die Nieren, Vitamin‑D‑Mangel schwächt das Immunsystem, und ein falsches Calcium‑Phosphor-Verhältnis kann zu Wachstumsstörungen führen. Ohne genaue Nährstoffanalyse bleiben Ungleichgewichte oft unerkannt und schädigen langfristig Gesundheit und Lebensfreude deines Hundes ​.

NährstoffHäufiges ProblemMögliche Folgen
Calcium/PhosphorFalsches Verhältnis Knochendeformation bei Welpen
Vitamin DMangel durch fehlende Sonnenlicht-Synthese im FutterSchwaches Immunsystem, Muskelschwäche
B‑VitamineUnzureichende InnereienanteileNeurologische Störungen, Appetitlosigkeit
Omega‑3‑Fettsäuren
Ungünstige Fettsäurebilanz

Entzündungsanfälligkeit, schlechteres Hautbild

Die Keimfalle – vom Einkauf bis in den Napf

Rohe tierische Produkte sind häufig mit pathogenen Bakterien wie Salmonella, Campylobacter, E. coli oder Listeria monocytogenes kontaminiert. Eine unachtsame Handhabung genügt, um Keime zu verbreiten: Wenn eingefrorenes Geflügel bei Zimmertemperatur auftaut oder Fleischreste auf derselben Fläche landen wie Gemüse, können Hunde Durchfall, Erbrechen oder Fieber bekommen – und Menschen, vor allem Kinder oder ältere Familienmitglieder, ganz ähnliche Symptome erleiden.

Ganz zu schweigen von antibiotikaresistenten Bakterienstämmen, die in vielen Rohfutterproben nachgewiesen wurden und im Ernstfall schwere Infektionen auslösen können ​. In einer Studie der Vetsuisse-Fakultät der UZH zu klinisch relevanten Bakterienstämmen bei Hunden und Katzen wurden verschiedenste ESBL-bildende Keime gefunden.

Uns hat aufgeschreckt, dass diese Keime bei Hunden und Katzen so häufig nachgewiesen werden können. Als einen möglichen Übertragungsweg vermuteten wir die Verfütterung von rohem Fleisch. 

Roger Stephan, Professor am Institut für Lebensmittelsicherheit

Pressemitteilung der Universität Zürich

Parasiten und Knochen: Unsichtbare Gefahren

Neben Bakterien stellt die Rohfütterung ein Risiko für parasitäre Infektionen dar. Bandwürmer wie Echinococcus granulosus oder Einzeller wie Toxoplasma gondii können lange unbemerkt im Organismus überdauern und sowohl Hund als auch Mensch schaden. Tiefkühlen allein hilft nur bedingt; entscheidend ist eine hochwertige und verlässliche Fleischquelle und das richtige Handling.

Auch Knochen sind keine Garantie für zahngesunde Beißerchen: Gekochte Knochen splittern, rohe Knochen können beim Kauen zu Zahnfrakturen oder gefährlichen Darmverschlüssen führen. Für Welpen im Wachstum sind die Folgen falsch gewählter Knochen besonders fatal, da das Calcium‑Phosphor-Verhältnis im Missverhältnis zu Knochenfehlbildungen führen kann​.

Wissenschaftliche Evidenz und Fach­kontroversen

Die Datenlage zur Rohfütterung bleibt fragmentarisch: Mikro­biologische Analysen belegen immer wieder hohe Keimzahlen in BARF-Proben, während groß angelegte Langzeitstudien zu Gesundheitseffekten fehlen.

Vor diesem Hintergrund warnt die Bundestierärztekammer:

Der unterschiedliche Gehalt an für den Hund notwendigen Nährstoffen in den einzelnen Futtermitteln muEinen Hund mit selbst zusammengestelltem Futter ausgewogen zu ernähren ist natürlich möglich. Doch erfordert dies auch eine intensive Beschäftigung mit dem Thema: Der unterschiedliche Gehalt an für den Hund notwendigen Nährstoffen in den einzelnen Futtermitteln muss berücksichtigt und ausgeglichen werden. Das ist selbst mit handelsüblichen Ergänzungen nicht ganz einfach, da der Energie- und Nährstoffbedarf von Alter, allgemeinem Gesundheitsstatus, körperlicher Belastung und weiteren Faktoren abhängig ist. Passt die Zusammenstellung nicht, besteht die Gefahr einer Unter- oder Überversorgungss berücksichtigt und ausgeglichen werden.

Dr. Uwe Tiedemann, Präsident der Bundestierärztekammer.

Fehlt dieses Fachwissen, drohen Über- oder Unterversorgung mit Energie und essenziellen Nährstoffen sowie ein erhöhtes Risiko der Übertragung von Viren, Bakterien und Parasiten. Nur mit professioneller Begleitung und regelmäßiger Kontrolle wird BARF langfristig sicher und bedarfsgerecht.

Diese Spannbreite zeigt: Solange die wissenschaftliche Datenlage unvollständig ist, lohnt es sich für dich, auf eine fundierte, individuelle Beratung zu setzen – statt dich von Extrempositionen verunsichern zu lasse

Warum eine individuelle Ernährungsberatung der Schlüssel ist

Eine professionelle, individuell zugeschnittene Ernährungsberatung geht weit über das Abarbeiten von Standardrezepten hinaus. Zunächst erhebe ich eine ausführliche Anamnese: Alter, Rasse, Aktivitätslevel, Vorerkrankungen, körperlicher Zustand und bisherige Futtergewohnheiten. Anschließend können bei Bedarf auch Laborwerte und Kotanalysen deines Hundes hinzugezogen werden, um präzise den Bedarf an Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten und allen Mikronährstoffen zu berechnen.

Auf dieser Basis entwickle ich einen maßgeschneiderten BARF-Plan, der nicht nur alle wichtigen Nährstoffe berücksichtigt, sondern auch Hygienestandards für Einkauf, Lagerung und Zubereitung aufzeigt. Bedarfsgerecht werde ich dir erklären, wie du Fleischquellen auswählst, Knochen sicher anreicherst oder – wenn nötig – durch alternative Kalziumlieferanten ersetzt. So minimieren wir gemeinsam Bakterien‑, Parasiten‑ und Verletzungsrisiken und sichern eine optimale Versorgung deines Hundes in jeder Lebensphase.

Sabine Katzenberger

Hallo, ich bin Sabine, Ernährungsberaterin für Hunde & Katzen und in Ausbildung zur Tierheilpraktikerin

Ich möchte die Gesundheit unserer Hunde & Katzen durch eine ausgewogene Ernährung fördern, ohne mich auf eine spezifische Fütterungsmethode festzulegen.

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